Wegfall Arbeitsinformationen / Verständigungsfristen / Bildungsmassnahmen

Noch letzten Sommer wurde an einer SBB Kadertagung von höchster Stelle verkündet, dass insbesondere beim Lokpersonal die Anzahl Apps, welche für die tägliche Arbeit benötigt werden, deutlich verkleinert und die Benötigten benutzerfreundlich gestaltet werden sollen.

Mit der Information zum FPW im Dezember 2019, dass verschiedene Informationen zum Dienstablauf ab sofort nicht mehr in den TOP-Einträge im LEA nachgeführt werden, ist das Gegenteil eingetroffen.

Die neu fehlenden Angaben zur Ausführung der Arbeit wie die Zusammensetzung der Züge und deren Fahrzeugtyp sowie die Angaben für die Kundeninformationssysteme müssen derzeit während der Arbeit vor der Zugsabfahrt in diversen App’s selbständig zusammengetragen werden. Ein Antrag auf Erhöhung der Vorbereitungszeiten seitens der Sozialpartner wurde bis dato seitens ZFR nur schleppend bearbeitet. In Anbetracht dessen, dass eine Minute Vorbereitungszeit rund 1 Mio. Fr. kosten soll, scheint diese Überlegung aus Sicht der Fachgruppe ZFR nur logisch.

Dass bei der Vorbereitung zur Abfahrt im Führerstand diese zusätzlichen Aufgaben die Abfahrt verzögert, dürfte wohl mehr Kosten für die Bahn und Unzulänglichkeiten für unsere Kunden auslösen. Die geteilte Verantwortlichkeit innerhalb der SBB ergeben ein Puzzle-Teil mehr zu einem instabileren Betrieb und zusätzlichem Ärger für das Personal.

Ob die in Aussicht gestellten Milliardenbeträge von Bundesdepartement UVEK oder die grossen Anstrengungen zur Erhöhung der Zugfolgezeit auf der Strecke im Projekt Smart-Rail 4.0 diese vielen Unzulänglichkeiten für einen stabilen Bahnbetrieb kompensieren können, bezweifeln wir.

Verständigungsfristen

Im Schreiben des LPV vom 26. September 2019 an SBB Personenverkehr, welches der VSLF vollumfänglich unterstützt, wird moniert, dass die Verständigungsfristen über die Arbeitszuteilung oftmals nicht eingehalten werden. „Zwei Jahre nach Einführung von Sopre beim LP und ein halbes Jahr nach Umsetzung von WEP sehen wir die „Schonfrist“ als abgelaufen an. Aus diesem Grund sind wir überzeugt davon, dass es der Planung, allenfalls mit geeigneten Massnahmen, gelingen wird, spätestens ab dem 1. November 2019 wieder zur Normalität zurückzukehren und dem Lokpersonal die Verständigungsfristen gem. erwähnter Arbeitsanweisung wieder garantieren zu können.“

Auch im neuen Jahr müssen wir feststellen, dass keine merkliche Besserung eingetroffen ist. Ankündigungen über einen neuen Baustellen- und Event-Sommer sowie einen versprochenen ausgeglichenen Personalbestand erst im 2021 sprechen für sich.

Bildungsmassnahmen

Der im letzten Sommer versprochene Zeitabbau in der Herbst- und Winterzeit konnte nicht gewährt werden, was vermuten lässt ,dass die Ursache für den Lokpersonalmangel, wie von der Leitung ZFR steht‘s beteuert, nicht im Event-Verkehr und Baustellensommer lag. Wegen Lokpersonalmangel wurden im Herbst 2019 für einen Teil des LP sogar der jährliche Aus- und Weiterbildungstag gestrichen.

Als Ersatz wurden e-Learning Module im LMS aufgeschaltet, welche in der Freizeit, wohl mit entsprechender Zeitgutschrift, jedoch innerhalb unrealistischer Zeitvorgaben abgearbeitet werden sollten. Offenbar haben bis dato ca. 1’000 Lokführer die e-Learning Module bearbeitet, 1’300 nicht.

Neben den grossen Aufwendungen für das Überwinden diverser Passwort-Sperren und Verbindungs-Komplikationen, empfinden wir es zusätzlich als sehr störend und nicht mehr zeitgemäss, dass die Zeitvergütung teilweise auch noch selber geltend gemacht werden muss. Darüber hinaus mangelt es auch noch an der nötigen Transparenz, allfällig gewährte Zeitgutschriften nachvollziehen zu können. Alles nachvollziehbarer Gründe, die Arbeiten nicht auszuführen.

Auch die Sprachenprüfungen sorgen nach wie vor für viel Diskussionsstoff. Stichworte sind nicht aufwandgerechte Zeitgutschriften, mangelnde Stabilitäten im elektronischen Netzwerk und Schulungssystem sowie unangebrachte Prüfungsvorgaben. Aktuell sind Prüfungen und die Teilnahme an virtuellen Klassenräumen wegen technischen Problemen bis Ende Februar ausgesetzt.

Dass ohne Einbezug der Sozialpartner eine zweite zusätzliche Landessprache neu im Stellenprofil des Lokführers aufgenommen wurde, wird die Diskussion um eine Höhereinreihung des Lokpersonals im Lohnsystem Toco befeuern.